Praxis & Medizin
Omega-3-Blutspiegel und Schlaganfallrisiko: Eine gepoolte und harmonisierte Analyse
Die kardioprotektiven Wirkungen von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) wurden in den letzten Jahrzehnten durch intensive wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen. Die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf das Schlaganfallrisiko ist jedoch nach wie vor unklar. Berichte aus einzelnen Studien können diverse Mängel, wie Selektions- und Publikationsverzerrungen sowie inkonsistente Definitionen von Exposition, Ergebnis und Anpassung, aufweisen. Diesen Mängeln begegnete eine aktuelle Studie, indem de novo harmonisierte Analysen aus 29 prospektiven Studien des Fatty Acid and Outcome Research gepoolt wurden, um die Assoziationen zwischen marinen Omega-3-Fettsäure-Biomarkern und dem Auftreten von Schlaganfällen - total, ischämisch und hämorrhagisch - zu untersuchen.
Die de-novo-Analysen wurden unter Verwendung eines vorgegebenen Analyseprotokolls mit definierten Expositionen, Kovariaten, Analysemethoden und Ergebnissen durchgeführt. Die daraus resultierenden harmonisierten Daten aus den Studien wurden anschließend zentral gepoolt. Für jedes Schlaganfall-Ergebnis wurden multivariable bereinigte Hazards Ratios und 95 % Konfidenzintervalle über langkettigen Omega-3-Fettsäure-Quintile hinweg berechnet.
Unter den insgesamt 183 291 Studienteilnehmern wurden über einen mittleren Zeitraum von 14,3 Jahren 10 561 Schlaganfälle insgesamt, 8220 ischämische Schlaganfälle und 1142 hämorrhagische Schlaganfälle registriert. Bei EPA war im Vergleich von Quintil 5 (Q5, höchster Wert) zu Quintil 1 (Q1, niedrigster Wert) das Auftreten von Schlaganfällen insgesamt um 17 % signifikant geringer und das Auftreten von ischämischen Schlaganfällen um 18 % signifikant geringer. Für DHA ergab sich beim Vergleich von Q5 mit Q1 eine um 12 % signifikant niedrigere Inzidenz von Schlaganfällen insgesamt und eine um 14 % signifikant niedrigere Inzidenz von ischämischen Schlaganfällen. Weder EPA noch DHA waren mit einem Risiko für einen hämorrhagischen Schlaganfall verbunden. Diese Assoziationen wurden weder durch eine Vorgeschichte von Vorhofflimmern noch durch eine prävalente Herz-Kreislauf-Erkrankung verändert.
Zusammenfassend zeigte diese harmonisierte und gepoolte Analyse prospektiver Studien, dass der Gehalt an langkettigen Omega-3-Fettsäuren in inversen Zusammenhang mit dem Risiko eines totalen und ischämischen Schlaganfalls steht, jedoch nicht mit dem Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls. Es ist also zu erwarten, dass eine höhere Zufuhr von DHA und EPA mit der Nahrung das Schlaganfallrisiko senkt.
O'Keefe JH, Tintle NL, Harris WS et al.
Omega-3 Blood Levels and Stroke Risk: A Pooled and Harmonized Analysis of 183 291 Participants From 29 Prospective Studies
Stroke 1/2024