Praxis & Medizin

Neurodermitis-Prävention durch vorgeburtliche Vitamin-D-Supplementierung

Die meisten Daten, die den Zusammenhang zwischen der pränatalen Vitamin-D-Supplementierung der Mutter und dem Risiko der Nachkommen, an Neurodermitis zu erkranken, bislang untersucht haben, erscheinen widersprüchlich und entstammen Beobachtungsstudien. Um den Einfluss der Cholecalciferol-Supplementierung der werdenden Mutter während der Schwangerschaft auf das Neurodermitis-Risiko bei den Nachkommen im Alter von 12, 24 und 48 Monaten zu untersuchen, wurde nun eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie durchgeführt.

Die schwangeren Probandinnen erhielten ab der 14. Schwangerschaftswoche bis zur Entbindung entweder Cholecalciferol (1.000 I.E./Tag) oder ein entsprechendes Placebo, wobei das Primärergebnis der Knochenmineralgehalt des Neugeborenen war. Die Prävalenz des atopischen Ekzems bei den Nachkommen wurde im Alter von 12 (n = 635), 24 (n = 610) und 48 (n = 449) Monaten auf der Grundlage der UK Working Party Criteria for the Definition of Atopic Dermatitis ermittelt.

Die Merkmale von Müttern und Kindern waren in der Interventions- und der Placebogruppe ähnlich, mit Ausnahme der längeren Stilldauer in der Interventionsgruppe. Unter Berücksichtigung der Stilldauer wiesen die Kinder von Müttern, die täglich 1.000 I.E. Cholecalciferol erhielten, im Alter von 12 Monaten eine niedrigere Odds Ratio für atopisches Ekzem auf. Dieser Effekt schwächte sich bei den Kleinkindern im Alter von 24 und 48 Monaten ab und war statistisch nicht signifikant. Die statistische Interaktion von Intervention und Stilldauer in Bezug auf Neurodermitis im Alter von 12 Monaten war nicht signifikant, aber die Stratifizierung zeigte ein reduziertes Risiko für das Säuglingsekzem bei Säuglingen der Interventionsgruppe, die ≥1 Monat gestillt wurden und nicht bei denen, die <1 Monat gestillt worden waren.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Cholecalciferol-Supplementierung ab der 14. Schwangerschaftswoche bis zur Entbindung einen schützenden Effekt auf das Neurodermitis-Risiko haben und damit einen potenziell modifizierbaren perinatalen Einfluss auf Neurodermitis darstellen könnte.

Hinweis zum Versorgungszustand von Vitamin D (Nationale Verzehrsstudie II 2008)
In der Altersgruppe ab dem 19. LJ. erreichen über die normale Ernährung 0 % der Frauen und Männer die Zufuhr-Empfehlung, weshalb den am schlechtesten Versorgten circa 19,2 µg Vitamin D fehlen. (DGE-Empfehlung: 20 µg/Tag)

 

El-Heis S, D'Angelo S, Curtis EM et al.
Maternal antenatal vitamin D supplementation and offspring risk of atopic eczema in the first 4 years of life: evidence from a randomised controlled trial
Br J Dermatol. 6/2022